Jason Dark

Jason Dark wurde als Helmut Rellergerd im Jahr 1945 im Sauerland geboren. Nach Abschluß der Realschule machte er eine Ausbildung zum Chemotechniker und fing nebenbei an Geschichten zu schreiben.1966 schrieb er seinen ersten Roman, einen Cliff-Corner-Krimi für Bastei. Anfang 1973 gab er seinen erlernten Beruf auf und wurde Redakteur in der Romanredaktion des Verlages. Zusätzlich schrieb er weitere Romane für die Krimiserien Cliff Corner, John Cameron, Jerry Cotton, Kommissar X und Franko Solo sowie für Western-Reihen, u.a. für Lassiter.

Als der Bastei-Verlag sein Aufgabenfeld auf den boomenden Markt des Horrors ausdehnen wollte, wurden Autoren für die ersten Romane gesucht. Helmut Rellergerd schrieb den ersten Band. Es war der Beginn der John-Sinclair-Reihe.

Zusätzlich schrieb er in den achtziger Jahren unter dem Pseudonym Red Geller für Pelikan 20 Romane einer Jugend-Serie mit dem Namen „Das Schloßtrio“.

Im Jahr 1997, anläßlich des Jubiläums des 1000. Heftromans der John-Sinclair-Reihe, wurden von RTL einige Romane verfilmt.

Weitere Pseudonyme von Helmut Rellergerd: John Cameron, Cliff Corner, Jerry Cotton, Damion Danger, Jason Dark, Miriam Dark, John Denver, Red Geller, Everett Jones, Kevin Le John, Dave Morris, Jack Morton, Frederick Nolan, Jack Norton, Jim Prescott, Gerd Reller, Jack Slade, Franco Solo.

Vom Chemotechniker zu einem der erfolgreichsten Autoren Deutschlands – eine eher ungewöhnliche Karriere. Wie kann man sich Ihren Werdegang vorstellen?

Das ist ganz einfach. Ich wollte Journalist werden, aber mein Vater meinte, ich solle lieber einen anständigen Beruf erlernen und damals hörte man noch auf seine Eltern. So wurde ich Chemotechniker.

Aber ich war immer damit beschäftigt zu lesen und zu schreiben. Zu diesem Zeitpunkt war ich Mitglied in zwei Büchereien in Dortmund. Ich habe Bücher gelesen, Hefte, Taschenbücher, alles, was es gab. Und die, die ich gelesen hatte, habe ich weitergeschrieben. Da stand das Wort „Ende“ und ich schreib weiter, alles auf kleinen Zetteln.

Als ich bei der Bundeswehr war, hatte ich während meiner Nachtschichten viel Zeit und habe ich mir dann gesagt, daß ich das auch kann. Ich hatte so viele Krimis gelesen, egal, ob amerikanische oder Jerry Cotton, jetzt schreibe ich auch einmal so etwas, aber in die Serie kam ich nicht rein. Aber es gab eine andere, die hieß Cliff Corner... So habe ich noch während der Zeit meinen ersten Roman für diese Serie geschrieben.

Nach ungefähr einem halben Jahr schickte ich den Roman zum Bastei-Verlag. Man schrieb zurück, ich habe Talent und bekäme auch einen Vertrag, sie würden den Roman ankaufen, allerdings müßte ich noch etwas ändern. Ich habe den Vertrag bekommen, noch etwas geändert und auch das Geld erhalten, doch der Roman ist nie erschienen. Er hieß „Ein Satan läßt Chicago zittern“.

Ich schrieb weiter und auch mein zweiter Roman wurde angenommen und so erschien im Jahr 1967 plötzlich mein erster Krimi mit dem Titel „Im Kreuzfeuer der Todesdrachen“. Der war dann schon ein bißchen auf Grusel ausgerichtet. Er spielte im Chinesen-Viertel von San Francisco.

Natürlich habe ich weitergeschrieben, aber alles weitere wurde abgelehnt. Nach der Bundeswehr habe ich dann wieder bei Hoesch angefangen, einen neuen Roman geschrieben, es war der dritte, und auch der wurde wieder abgelehnt. Dann habe ich zuerst einmal eine Pause gemacht.

Nach meiner Hochzeit im Jahr 1971 habe ich dann einen neuen Cliff-Corner-Roman geschrieben. Inzwischen hatte im Verlag der Redakteur gewechselt. Ich schickte den Roman ein und weiß noch genau, daß an einem Samstag ein euphorischer Brief kam, daß man den Roman ankaufen wolle und ich bitte zum Verlag kommen möge. Ich bin dann gleich hingefahren und habe die drei Romane, die man mir abgelehnt hatte, mitgenommen. Damals dachte ich, das wäre der Beginn einer Krimi-Karriere.

Ich blieb danach noch weiter in meinem ursprünglichen Beruf tätig, bis man mich vom Verlag anrief und mir eine Stelle als Redakteur anbot. Ich nahm sie an unter der Voraussetzung weiter schreiben zu können. Und dann hieß es, wir machen eine Gruselreihe, nachdem auch andere Verlage so etwas bereits auf den Markt gebracht hatten. Die Frage war, wer den ersten Roman schreibt. Ich sagte, daß ich es kann. Ich hatte bereits soviel gelesen in meinen Leben, das kann ich auch schreiben. Ich mache es wie bei Jerry Cotton, nur sind es eben keine Gangster, sondern Dämonen, Hexen, Werwölfe, Vampire, was auch immer.

Ich schrieb die Nummer 1, der Roman erschien. Dazu muß ich sagen, daß ich immer noch Redakteur war und alle vier Wochen einen neuen Roman mit dem Helden John Sinclair schrieb. Es dauerte allerdings noch fünf Jahre bis die Serie 1978 erschien, und dann ging es ab wie die Post. Es kamen Taschenbücher auf den Markt, Zweitauflage, Drittauflage. Andere Gruselserien wurden dadurch vom Markt gefegt, leider muß ich sagen, da einige Freunde von mir daran geschrieben haben.

Warum haben Sie sich für das Pseudonym Jason Dark entschieden? Und wie kamen Sie auf John Sinclair?

Damals, vor dreißig Jahren, dachte man bei Gruselromanen an England, Schottland, Irland etc. Es gab da eine Fernsehserie, die hieß Jason King, und meine Frau konnte den Schauspieler nicht leiden. Um sie zu ärgern, habe ich mich Jason genannt und Dark, dunkel, das lag auf der Hand.

John Sinclair - das kann ich auch erklären. Roger Moore spielte damals Brett Sinclair in der Serie „Die Zwei“. Das lief 1971, 1972 hier zum ersten Mal und gefiel mir gut. Sinclair ist schottisch und man kann davon sehr viel ableiten, bspw. aus dem französischen und auch die Templer spielen eine Rolle, was ich allerdings erst Jahre später erfahren habe. So habe ich den Namen Sinclair genommen.

Haben Sie die Figur des John Sinclair selbst entwickelt oder gab es Vorgaben des Verlages?

Nein. Die Figur habe ich selbst entwickelt. Dazu hat mir niemand etwas gesagt.

Um noch einmal kurz auf das Pseudonym zurückzukommen - Jason Dark. Inwiefern identifizieren Sie sich selbst mit diesem Namen?

Das bin ich am Morgen, wenn ich schreibe. Ich bin ja ausgesprochener Frühaufsteher. Später bin ich Privatmann, d.h. nicht ganz - wenn ich lese, dann lese ich immer mit dem Auge für Geschichten, aber ansonsten mache ich den Schnitt und bin auch nicht scharf darauf, daß mich jemand erkennt.

Weiß es die Nachbarschaft?

Die Nachbarschaft weiß es, aber es wird nicht darüber gesprochen. Meine Kinder wußten es jahrelang nicht. Sie sollten in Ruhe aufwachsen. Ich habe im Verlag geschrieben. Jetzt schreibe ich seit acht Jahren zu Hause.

Wie hat sich Sinclair im Laufe der Jahre entwickelt?

Sinclair ist natürlich älter geworden. Ich sage immer, er altert zwischen den Zeilen und reagiert heute natürlich anders als vor dreißig Jahren. Heute, da überlegt er mehr, reflektiert, überlegt, ob es gut ist oder nicht so gut.

Gibt es Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zwischen Ihnen persönlich und dieser Figur?

Da gibt es viele. Sinclair ärgert sich, wenn es zu warm ist, ich selbst bin auch kein Freund von großer Hitze. Dann ißt er gerne Currywurst. Immer wenn Sinclair nach Deutschland kommt, wird eine Currywurst-Bude aufgesucht. Ansonsten reagiert er eigentlich so wie auch ich reagieren würde, ein bißchen locker. Nur wenn es dann in die Fälle reingeht, dann ist er nicht mehr ich, dann bin ich der Regisseur und lasse ihn agieren.

Mich hat man einmal gefragt, was ich tun würde, wenn mir Werwölfe und Vampire begegnen würden. Ich habe darauf geantwortet, daß ich mir wünsche, daß dann Karneval wäre.

Woher nehmen Sie immer wieder die Ideen um Ihren Haupthelden John Sinclair?

Ich sehe etwas, ich lese etwas… Wir waren beispielsweise am Samstag in der langen Museumsnacht und gingen zum Parkhaus. Dort sah ich Kühlwagen stehen und hatte die Idee, daß man darin auch Leichen packen könnte und nicht nur Lebensmittel. Und so wird irgendwann im Roman ein Kühlwagen herumfahren, der Leichen transportiert.

Also praktisch aus dem normalen Alltag. Sie gehen aufmerksam durchs Leben.

Ja, aus dem normalen Leben und aus der Historie. Ich schreibe viel über die Templer, Magie, die Zusammenhänge zwischen Ägyptologie und Christentum, vor allem in den ersten vierhundert Jahren vor Kaiser Konstantin.

Was besonders fasziniert ist die Energie, die Sie aufs Schreiben verwenden. Ich habe gehört, daß Sie pro Monat vier Heftromane und ein Taschenbuch fertig stellen.

Das muß ich.

Wie halten Sie das durch?

Ich bin Frühaufsteher und ein sehr disziplinierter Mensch. Meine Frau nimmt mir viel ab, dadurch kann ich mich ganz dem Schreiben widmen.

Manchmal werden es auch fünf Heftromane oder sechs, das kommt darauf an, wie ich in Form bin, wie ich Lust habe.

Wie sieht Ihr typischer Tagesablauf aus?

Ich stehe um viertel vor sieben auf und sitze dann ab halb acht an der Maschine bis ein Uhr. Dann ist eine halbe Stunde Mittagpause und anschließend wird noch ein Stündchen auf der Schreibmaschine gehackt.

Sie haben bereits einiges unter anderen Pseudonymen veröffentlicht. Bleibt dazu neben den Sinclair-Romanen aktuell noch Zeit?

Im Moment mache ich es nicht. Ich habe u.a. auch Ghostbusters geschrieben, den deutschen Roman dazu. Zusätzlich habe ich auch Kurzgeschichten verfaßt, dann Bücher. Man will immer mal, daß ich ein paar Jerry Cotton schreibe, aber ich bin mit Sinclair ausgelastet, außerdem wird man nicht jünger.

Kommt es vor, daß Ihnen einmal gar nichts einfällt? Was machen Sie dann?

Dann warte ich bis der Anfall vorbei ist, so zwei, drei Stunden, dann habe ich wieder eine neue Idee.

Gibt es irgend eine Tätigkeit, ein Hobby, dem Sie als Kontrastprogramm zum Schreiben nachgehen?

Hobby: lesen. Ich lese gern und viel, aber immer wieder mit dem Blick für meine Geschichten. Ich bin Fan von Borussia Dortmund. Außerdem gehe ich gerne zu Fuß. Ansonsten Hobbys - ich schlafe gern und viel, ca. acht Stunden, deshalb kann ich auch nicht bis in die Nacht fernsehen. Außerdem höre ich ganz gerne Musik.

Welche?

Eigentlich alles, wenn es eine Melodie hat. Von Bach bis zu den Beatles. Beim Schreiben höre ich immer WDR 2.

Eben haben Sie bereits erzählt, daß Sie gerne Krimis lesen. Welche Autoren?

James Patterson. Dann lese ich gerne Jean-Christophe Grangé und Dean Koontz. Es gibt auch einige Frauen, die ich gut finde, z. B. Juliette Hofmann. Frauen sind aber brutaler als Männer. Auch die deutschen Frauen sind ziemlich hart geworden, muß ich sagen. Das ist keine Agatha Christie mehr.

Filme mit Margret Rutherford als Miss Marple gehören nämlich zu meinen Lieblingsfilmen, die habe ich vier-, fünfmal gesehen. Die hatten schöne Geschichten. Dazu Mr. Stringer…

Was würden Sie einem angehenden Autor mit auf den Weg geben?

Er sollte sich zuerst einmal einen vernünftigen Beruf suchen und dann als Hobby schreiben, nur nicht sofort davon leben wollen. Es ist unheimlich schwer heutzutage in dieses Geschäft hereinzukommen.

Wenn Sie jemanden für einen Abend treffen könnten (auch jemand Verstorbenen). Wer würde das sein und warum?

Da muß ich einmal nachdenken. Ich glaube nicht einmal einen Autor, sondern Franz-Josef Strauß. Das möchte ich gerne sehen, was der alles gemacht hat.

Ich würde auch gerne Edgar Wallace treffen. Ich glaube, der hat noch schneller geschrieben als ich.

Und last but not least: Haben Sie Haustiere? Irgend jemand hat einmal gesagt, die meisten Schriftsteller halten sich Katzen. Wieviel wahres ist daran?

Wir haben Oscar, den Kater. Er ist jetzt acht Jahre alt und leistet mir Gesellschaft beim Schreiben. Aber davor hatten wir auch schon Katzen. Ich mag Katzen. Sie haben ihren eigenen Kopf.

Besten Dank für dieses Interview!

erschienen im Lesestoff Leipzig, Ausgabe 11/2004

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