Heinz Bornemann

Ein Interview mit dem Lyriker und ehemaligen Regisseur der Tagesschau Heinz Bornemann

Heinz Bornemann, 1941 in Hamburg geboren, war bis Ende 2001 beim NDR beschäftigt, bevor er in den Ruhestand ging. Dort war er 20 Jahre als Regisseur verantwortlich für Tagesschau, Tagesthemen, Nachtmagazin und Wochenspiegel, zusätzlich jahrelang für Messen wie die Funkausstellung.

Schon früh reifte in ihm der Wunsch zum Rundfunk zu gehen. So wechselte er nach einer Ausbildung zum Fernsehtechniker über verschiedene Stationen zum NDR, wo er zunächst als Bildtechniker tätig war. Danach folgten zehn Jahre Dienst auf dem Übertragungswagen. Anschließend wechselte er zum Bildmischpult und wurde von dort langsam an die Aufgaben der Bildregie herangeführt bis hin zu einer festen Regiestelle bei der ARD.

Trotz dieses eher nüchternen Berufs hat er seinen Hang zu Lyrik und Musik, beides wohl geerbt von Mutter Karla Bornemann und Tante, Erna Düx Bornemann, Heimatdichterin der Grafschaft Bentheim, immer bewahrt und ist dieser auch treu geblieben.

Herr Bornemann, Lyriker und gleichzeitig Regisseur bei der Tagesschau, wie passen diese beiden doch sehr unterschiedlichen Berufe eigentlich zusammen?

Ganz einfach, die Tagesschau war der Beruf, die Lyrik nur Hobby, welches durch das Internet noch interessanter wurde.

Seit wann schreiben Sie Gedichte?

Ich habe schon in jungen Jahren Gedichte geschrieben, aber mehr zu Anlässen wie Geburtstagen, Hochzeitszeitungen oder Abschlußzeitungen der Schulklasse.

Gab es einen besonderen Anlaß, der dazu führte, daß Sie zum ersten Mal die Feder gespitzt haben?

Einen besonderen Anlaß gab es nicht, in der Familie war Gedichte schreiben
eigentlich nichts besonderes, wie gesagt, frühes Hobby mit dann aber längeren
Pausen.

Wie alt waren Sie damals?

Man kann sagen, ungefähr mit 16 schrieb ich die ersten Verse.

Welches Ihrer Gedichte liegt Ihnen selbst besonders am Herzen?

Zivilcourage

G
ott schuf die Menschen und das Tier
und sprach nie von Gewalt
nicht wie du mir, so ich auch dir
er plante auf Erhalt.

Er färbte Menschen, schwarz, weiß, rot
gab jedem Tier den Farbanstrich
er sagte nicht, schlagt euch gleich tot
wenn du nicht aussiehst so wie ich.

Laßt uns Zivilcourage zeigen
gemeinsam gegen die Gewalt
und länger nicht mehr dazu schweigen
dann ist die Welt nicht mehr so kalt.

Obwohl es viele gute Lyriker in Deutschland gibt, wagen sich wenige Verlage an die Veröffentlichung heran, da die Nachfrage eher gering ist. Was raten Sie unseren Autoren in diesem Literaturbereich?

Da kann ich aus Mangel an Erfahrung niemanden raten. Ich persönlich hatte keine Ambitionen die Gedichte in Buchform herauszubringen. Auf meiner Homepage hatten bis heute über 200000 Leser Spaß, welcher Gedichtsband würde das noch schaffen und verdienen kann man damit auch nichts. Ich kann nur immer wieder betonen, ich schreibe aus Lust und Laune und möchte mir da auch von keinem Lektor reinreden lassen.

Wird sich Ihrer Meinung nach dieser Trend einmal umkehren?

In der heutigen, schnellebigen Zeit mit immer mehr Medienangeboten glaube ich das nicht.

Sie haben auch Preise für Ihre Gedichte gewonnen. Ein sehr interessanter ist der 1. Platz beim 160 Zeichen Spaß zum Thema „SMS-Literatur“ auf kleinstem Raum. Hier gab es über 8000 Teilnehmer. Ist das die neue Art Lyrik anzubringen oder warum machen hier so viele mit?

Ja, das ist eben das Handyzeitalter, schnell und kurz. Aber es wird das gute alte
Papier nicht verdrängen. Ich glaube, das war nur ein kurzzeitiger Gag des Verlages, der inzwischen auch schon nicht mehr existiert.

Neben dieser Auszeichnung haben Sie u.a. 1989 auch einen Bambi für Ihre berufliche Tätigkeit erhalten. Was war der genaue Anlaß?

Den Bambi hat die gesamte Redaktion für Ihre journalistische Leistung gerade im Jahr der Maueröffnung bekommen.

Frage an den Regisseur Heinz Bornemann: Sie haben sehr viel gutes aber auch schlechtes von unserer Welt mitbekommen in all diesen Jahren. Stumpft man ab, wird zum Zyniker oder wie verarbeitet man das?

Nein, man stumpft nicht ab, aber man lernt damit zu leben, wie der Feuerwehrmann, der auch nicht neben jedem Verunglückten in Tränen ausbrechen darf. Sicher gab es auch mal zynische Sprüche wie: Jeder Tote belebt die Sendung.

Was war Ihr persönliches Highlight während Ihrer Tätigkeit als Regisseur?

Die Mitentwicklung des Nachtmagazins.

Warum ausgerechnet das?

Weil es für die ARD Neuland war und gleich großen Anklang fand.

Was war das erschütternste Ereignis in Ihrer Laufbahn?

Da gab es viele, schlimm als ein Kollege während der Olympiade in Kiel ertrunken ist.

Wo haben Sie in diesen sicherlich teilweise sehr hektischen Jahren Ihren persönlichen Ruhepol gesucht und gefunden?

Zum größten Teil in der Familie, dazu habe ich im Theaterverein „Die Rampe“ in Hamburg gespielt oder ehrenamtlich im Krankenhausfunk Altona mitgearbeitet.

Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?

Natürlich Gesundheit und nach 30 Jahren Ehe noch viele schöne Jahre mit meiner Frau Heide und viel Spaß mit dem Enkel Paul (10 Monate), und daß mir noch dieses oder jenes Gedicht einfällt.

Vielen Dank für das Interview.

Homepage von Heinz Bornemann

erschienen im Maskenball, Ausgabe 59, März 2004

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